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Kunstprojekt in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen

In einer Justizvollzugsanstalt wird nicht nur real, sondern auch der Redewendung gemäß tagtäglich viel „schmutzige Wäsche gewaschen“. Der Resozialisierungsprozess kann im übertragenen Sinne auch mit dem Ausbleichen von „Flecken“ auf nicht mehr „weißen Westen“ in Verbindung gebracht werden. Der Titel „ALBA“ als „weiß“ stammt aus dem Wort „Bleichmittel“ (lateinisch: Albator).

Während in der Öffentlichkeit verbreitet die Vorstellung herrscht, in einer JVA gehe man mehr mit dunklen Schattenseiten des Lebens um, wird deutlich werden, dass Resozialisierungsarbeit klärt und aufhellt. Umgekehrt wird auch deutlich, dass unter jeder innerhalb und außerhalb der JVA getragenen weißen Weste schwarze Flecke zu finden sind. Insoweit wird das Projekt bestehende Vorbehalte irritieren.

In Anlehnung an das Projekt „Schattenkultur“ will ALBA „Schatten kultivieren“.

Im Mittelalter trafen sich die Frauen eines Ortes an der Dorfquelle, um ihre Wäsche zu waschen. Dabei wurde immer auch ausgiebig über die Fehler und Missetaten anderer gesprochen („schmutzige Wäsche gewaschen“). Die Haushaltswäsche wurde anschließend getrocknet und gebleicht. In vielen Ländern wird diese Methode bis heute angewendet. Insbesondere auch im Ruhrgebiet gab es bis in die 1970er Jahre Rasenplätze oder sog. "Bleichanger" unter den Wäschepfählen, auf denen die Wäsche getrocknet und gebleicht wurde. Die Frauen aus dem Ruhrgebiet berichten auch heute noch vielerorts davon, wie wichtig es war, beim Trocknen und Bleichen der Wäsche die Zeiten im Blick zu haben, zu denen die Kokerei Emissionen ausstieß und die frisch gewaschene Wäsche innerhalb weniger Minuten wieder mit schwarzem Ruß überzog.

Alte, benutzte Bettlaken werden von weiblichen Inhaftierten der JVA Gelsenkirchen unter Anleitung des niederländischen Künstlers Aloys Cremers mit Farbe und vielen anderen denkbaren Materialien bearbeitet. Die Bettlaken werden anschließend aneinander genäht, so dass lange Bahnen entstehen (etwa 60 Stück aneinander ergeben ca. 120 m Bahnlänge). Aus 3 Arkaden unter der futuristischen Sporthalle der JVA sollen jeweils 3 dieser Bahnen sich über den angrenzenden Sportplatz ausfächern. Die Stoffbahnen werden für einige Tage Sonne, Wind und Wetter ausgesetzt.

Das Ergebnis wurde aus der Luft fotografiert, sehen Sie dies in dem Film.

Am Ende der „Bleiche“ werden die Stoffbahnen (zusammen über 1 km) in das alte Hafthaus nach Moers transportiert und zu einem begehbaren Labyrinth verarbeitet werden, durch das die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung schreiten und den Prozess nachvollziehen können. Die Schatten werden erlebbar sein.

Bilder des Kunstprojektes: