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Ansehnliche Fassadenbemalungen, Opernkonzerte im Freistundenhof, Lesungen, Kabarett, Musicals und Rockkonzerte sind nur wenige von vielen Kulturevents, die hier in den letzten Jahren stattfanden. Bereits zum zweiten Mal in Folge stammt die Idee zum Motto der Knastkulturwoche aus der JVA Dortmund. Doch was haben Knast und Kultur überhaupt miteinander zu tun? Die Isolation durch „Wegsperren“ oder „Absitzen“ führt nicht dazu, dass Menschen neue Perspektiven für sich entdecken. Neben vielen Maßnahmen und Angeboten im Vollzug ist auch die Kunst ein wertvoller Ausgleich. Gefangene, Bedienstete und eine Künstlerin arbeiteten schon seit Monaten an dem, was auf der Abendveranstaltung am 16.11.2022 in der JVA Dortmund vorgestellt wurde.

Eine Gruppe von Inhaftierten wurde durch Bedienstete (Herr Bothge, Frau Lender, Herr Dargel, Herr Ercicek) dazu befähigt, mit professionellen Kameras umzugehen. Kreativ und rastlos haben die Inhaftierten danach die Anstalt und ihren Alltag auf Bildern eingefangen. Daraus ist das Buch „Mauerrisse“ entstanden, welches die Gäste am Veranstaltungsabend erwerben konnten. Auch ein Kalender aus diesem Projekt verfügbar. Für die Mithilfe bei der Umsetzung gilt unser Dank der JVA Geldern und der JVA Bochum beim Druck und der Bindung der Printwerke.
In einem weiteren Projekt stand die Kunst im Mittelpunkt. Die Künstlerin Anna-Laura Wien hat in einem Kunstprojekt in Zusammenarbeit mit der Pfarrerin Barbara Pense, Kim Willing und Lena Lender mehreren Inhaftierten Tricks und Kniffe beim Malen beigebracht. So sind Gemälde entstanden, in denen die Inhaftierten ihre eigene Vorstellung von „Hoffnung“ auf die Leinwände gebracht haben. Daraus ist zudem ein Postkartenbuch entstanden.
Ein drittes Projekt wurde durch den Pädagogischen Dienst unter Anleitung von Frau Dumbruch und Frau Karasch sowie dem Integrationsbeauftragten Herrn Ercicek ins Leben gerufen. Dieses Projekt beschäftigte sich mit dem Begriff der „Bewegung“ aus dem diesjährigen Motto. Leitgedanke war, dass jeder Mensch Spuren in seinem Leben hinterlässt und das Leben ebenso Spuren auf jedem Einzelnen verewigt.
Beteiligte Inhaftierte haben in diesem Projekt Fußspuren und Gemälde erstellt, in denen sie ihre ganz persönliche Interpretation des Weges von der Haft in die Freiheit thematisiert haben. Die Gäste der JVA Dortmund wurden Teil dieses letzten Projektes, denn sie konnten die erstellten Fußspuren mit aufklebbaren Spuren vervollständigen und so ihre eigenen Spuren in der Anstalt hinterlassen.

Was war nun das Besondere an dieser Abendveranstaltung? In erster Linie war die Freude der Inhaftierten über die Wertschätzung für die Kunstwerke der wichtigste und schönste Teil des Abends. Immerhin waren ca. 50 Gäste vor Ort, die sie nun feierten. Und ein bisschen Stolz war im Raum. Denn einige Inhaftierte durften von ihren Angehörigen auf der Abendveranstaltung begleitet werden. Für das leibliche Wohl sorgte die Lehrküche der JVA Dortmund unter Anleitung von Herrn Ringsdorf. Es gab mehrere Sorten Kuchen, Cannapés und Kaffee.

Zum Ende der Veranstaltung konnten die Gäste im Besuchsbereich der Anstalt Produkte aus dem Knastladen, sowie Bücher, Kalender und Postkarten aus dem Projekt erwerben. Mit dem Kauf von Gebäck aus der „Dortmunder Keksaktion“ konnten die Besucher auch ein Kinderhospiz unterstützen.

Abschließend muss erwähnt werden, dass der Kraftakt einer solch umfangreichen Veranstaltung eine Anstalt herausfordert. Dies gelingt nur, wenn alle beteiligten Bereiche in einer Anstalt zusammenwirken. Daher gilt unser besonderer Dank für das Gelingen dem Besuchsbereich und Pforte, der Werkstatt, der Schreinerei, der Kreativwerkstatt, der Kammer, dem Spätdienst und vielen Kolleginnen und Kollegen.

Quelle (Text&Bilder): Julia Dumbruch (Pädagogischer Dienst), Bekir Ercicek (Integrationsbeauftragter) JVA Dortmund