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Wie ein Graffiti-Projekt neue Wege hinter Gittern eröffnet

Gemeinsam mit dem Psychiatrisch intensivierten Behandlungsteam (PIB), geleitet von Julia Morina, wurde ein Raum geschaffen, in dem Farbe mehr bedeutet als Gestaltung: Sie wird zur Sprache. Zur Sprache von Inhaftierten, die sich mit Linien, Sprühnebel und Symbolen mitteilen – über Freiheit, Zusammenhalt und das Leben außerhalb der Mauern.

Vom Flyer zur Airbrush

Ein einfacher Aushang genügte: Ein Flyer, platziert an den Info-Wänden der JVA, weckte Neugier. Nach der Bestellung notwendiger Materialien begann das Projekt am 23. Juli 2025 mit einer ersten Auswahl motivierter Inhaftierter. Die Gruppendynamik spielte eine wichtige Rolle – gegenseitiges Verständnis und ein harmonisches Miteinander waren entscheidend.

Kunst trifft Therapie

Durch kreative Atmosphäre, Gespräche und offene Begegnungen wurde mehr erreicht als ein paar bunte Wände. „Es geht nicht nur um Farbe – es geht um Ausdruck, um innere Bewegungen, um Verwandlung“, sagt Julia Morina, die das Projekt therapeutisch begleitete. Die Teilnehmenden tauschten sich aus, unterstützten sich gegenseitig und wuchsen an der gemeinsamen Arbeit. Dabei entstand ein spürbarer Rhythmus, eine Energie, die über die Projektwoche hinauswirkt.

Sechs Werke – eine Botschaft

Das Ergebnis: Sechs großformatige Bilder, von den Inhaftierten selbst auf Leinwände gesprüht und gestaltet. Ihre Rahmen? Handgefertigt – als Teil einer weiteren therapeutischen Maßnahme innerhalb der PIB-Gruppe. Jedes Bild erzählt eine Geschichte, ein Gefühl, eine Hoffnung. Kunst als Kommunikation, ohne Worte – aber mit großer Wirkung.

Freiheit im Detail

Insgesamt dauerte das Projekt sieben volle Tage – eine Woche, die für die Teilnehmenden mehr war als Beschäftigung. „Manchmal braucht Freiheit keinen Ausbruch, sondern einen Ausdruck“, meint Projektleiter Sven Nickel. Und auch die JVA selbst profitiert: Die Kunstwerke sollen künftig Räume verschönern und die Bedeutung von Kreativität und Respekt sichtbar machen.

Ein Zeichen setzen

Was bleibt, ist ein starkes Signal: Kreative Freiheit kennt keine Mauern. Unter der wohlwollenden Leitung der beteiligten Beamten ist ein Projekt entstanden, das zeigt, wie Kunst verbinden, beleben – und verändern kann. Nicht nur Orte. Sondern auch Menschen.

Quelle (Text&Bilder): Sven Nickel, Justizvollzugsanstalt Dortmund