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Die Grundidee war schnell geboren: Wir wollten im Rahmen der Knastkulturwoche den jungen Ge­fang­en­en kulturelle Angebote näher bringen. Sie sollen zum Mitmachen motiviert werden, sich ausprobieren und Interessen und Fähigkeiten entdecken können.

So wurden einerseits kreativitätsfördernde Workshops angeboten und andererseits ein Kreativwettbewerb zum Thema „Knast(t)räume“ ausgelobt. In den Workshops konnten die jungen Gefangenen trommeln, Gitarre spielen, skaten, sich im Break-Dance erproben oder mit Boomwhackern - farbigen, unterschiedlich langen Kunststoffröhren, die beim Anschlagen ver­schied­en klingende Töne erzeugen - Klangexperimente machen.

An dem Kreativwettbewerb konnten sich einzelne Gefangene und Wohngruppen, Schulklassen oder Ausbildungsgruppen beteiligten. Ziel war es, die im Verborgenen schlummernden Knastträume ans Licht zu holen, diese künstlerisch darzustellen und besprechbar zu machen.

So wurde in der JVA Heinsberg in den letzten Wochen eifrig geprobt, gemalt, gebastelt, getextet, geschliffen, gemauert und gestaltet. Denn: Jeder wollte bei der großen Abschlussveranstaltung auf der Bühne ein möglichst gutes Bild von sich abgeben und natürlich einen der begehrten Preise der für den Kreativwettbewerb eingesetzten Jury erhalten.

Unter dem tosenden Applaus der Gäste (Beirat, Gefängnisvereine, ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer), Mitgefangenen, Ausbilderinnen und Ausbilder des Kolping-Bildungswerks Aachen, Lehrerinnen und Lehrern des Berufskollegs Geilenkirchen und Bediensteten der Anstalt präsentierten die Workshopteilnehmer mit viel Mut, hoher Konzentration und Leidenschaft im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 17.11.17 ihr musikalisches und tänzerisches Können. Das bunte Programm wurde angereichert durch klassische Musik und eine Lesung eines ehrenamtlichen Betreuers. Die Teilnehmer des Workshop Boomwhackers bezogen die 100 begeisterten Teilnehmer der Veranstaltung mit ein, so dass alle Anwesenden in einer gemeinsamen Choreographie trommelten.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete die mit großer Spannung erwartete Preisverleihung der Jury. Diese war von der Vielfalt der kreativen Arbeiten derart angetan, dass alle eingereichten Objekte und Bühnenauftritte mit einem Preis bedacht wurden. Einzelne Objekte herauszuheben, fällt angesichts der tollen Arbeiten schwer. Beispielhaft sind die Gestaltung von Traumzellen und einer Strandidylle durch die modularen Ausbildungsmaßnahmen Industriemaler und Garten- und Landschaftsbau zu nennen. Aber auch tiefsinnige Arbeiten wie ein gemauertes Wegekreuz als Symbol des Zukunftsweges oder die Gestaltung eines Haftraums mit verbogenem Gitter und versehen mit dem Text „Die Gedanken sind frei…“ fanden großen Anklang.

Die Knastkulturwoche in der JVA Heinsberg war ein voller Erfolg. Ca. die Hälfte der Gefangenen beteiligte sich aktiv. Ihnen, aber auch den vielen Unterstützern gebührt ein großes Dankeschön. Ein weiterer Dank geht an den Gefängnisverein Aachen e.V. für die Unterstützung dieses Angebots. Eine Wiederholung ist wünschenswert.


Quelle: Justiz NRW | Autor: Stephan Schlebusch, Justizvollzugsanstalt Heinsberg