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...So war eine gewisse Vorfreude und Spannung in den Gesichtern der meisten Besucher un übersehbar.

lnsgesamt hatte sich die Truppe mit acht Protagonisten - drei weiblichen und fünf männlichen - bei uns eingefunden und nach einer kurzen Vorstellung ging es gleich los.

Eingepackt war das Programm in neun Spielen unterschiedlichen Charakters. AIlen Spielen gemeinsam war unsere interaktive Einbindung unmittelbar vor den einzelnen Aufführungen. Nicht auf darstellerischer Ebene, sondern durch das Beisteuern von Begriffen, Sätzen, Genres, Themen etc., die von der Crew möglichst sinnvoll und durchaus humorig in die Theaterszenen eingebaut werden mussten. lmprovisationstalent und Kreativität war also gefragt. Und wir sollten nicht enttäuscht werden ...

Spiel 1 "Stop and go" nutzte die Formation quasi zum Warmmachen. Ausdruckstanz fordert immerhin auch eine gewisse körperliche Fitness. ln diversen Szenen wie Seiltanz und Eisverkäuferin wurde diese Bewegungsform auf lustige Art und Weise - besonders durch die sporadischen Stopp-Zurufe - demonstriert. Über "Genre-Replay", der wiederholten Darbietung einer Szene in diversen Genres (u.a. Western und Science Fiction), ging es weiter mit dem "ABC-Spiel". Hier hatten die Darsteller die Aufgabe, eine Beziehungsgeschichte im Rahmen eines Dialogs zu konstruieren und dabei wechselseitig einen Satz bzw. eine Aussage einzufügen, der mit dem nächsten Buchstaben des ABCs beginnt. ln "Job-lnterview" ging es um ein Einstellungsgespräch, in dem die drei Bewerber jeweils drei Eigenarten und ein dunkles Geheimnis ansprechen mussten. "Stopp, neue Wahl" hieß das nächste Spiel, indem eine Szene erneut präsentiert wurde, allerdings mit einer völlig anderen Aussage als zuvor. Spiel Nr. 6 "Das Zettelspiel" schien uns alle im besonderen Maße zu animieren. Wir wurden von Lutz, der die Doppelfunktion Darsteller und Moderator übernommen hatte, gebeten, auf Zettelchen Begriffe, Floskeln, Zitate oder was auch immer zu notieren. "Na, wenn's weiter nichts ist!", dachten wohldie meisten, griffen nach Papier und Kugelschreiber und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Anschließend wurden die Zettel verdeckt auf den Boden gelegt. Was folgte, kann sich jeder denken. Während der Darbietung nahmen die Akteure nach dem Zufallsprinzip die Blättchen auf und bauten unsere ,,Ergüsse" in die Spielszene ein. Eine Performance, die von Haus aus eine extrem hohe Spaßgarantie mitbrachte. Das nächste Spiel "Brain-Park" war nicht minder unterhaltsam.

Einer der Protagonisten übernahm gleich drei Rollen, größtenteils auch synchronisierend. Es folgte "Wie geht's weiter". Hier wurde eine Szene nach einer zugerufenen ldee weitergespielt - ähnlich "Schillerstraße". Da wir vor Spiel Nr. 6 richtig fleißig waren, blieben eine Menge Zettel übrig die sowohl hier als auch im letzten Auftritt - noch einmal "Stop and go" - außerplanmäßig mit eingebaut wurden.

Nach großem Applaus stellte sich die Formation anschließend unseren Fragen. So erfuhren wir unter anderem von der "Knastpremiere" des Teams, von der besonderen Motivation bei uns aufzutreten und dass man einen sehr positiven Eindruck mit nach Hause nimmt. Diese Aussage kam für mich sehr authentisch rüber. Die komplette Theatergruppe besteht aus ca. 20 Mitgliedern, wobei der Kern in der Regel aus acht Darstellern besteht. Gewachsen ist die für Nachwuchs von außen offene Gruppe in der Uni Bochum und besteht überwiegend aus Studierenden. lnspiriert ist man vor allen Dingen durch das Improvisationstheater "Springmaus".

Fazit: Das überaus sympathische Ensemble zeigte viel Talent, ldealismus und vor allen Dingen Herzblut. Zur Philosophie der Gruppe scheint es zu gehören, auf jedwede Effekthascherei und künstlich geschaffene Hektik als Showeinlage zu verzichten - mehr als angenehm!Jedenfalls ein sehr gelungener, unterhaltsamer Abend mit extrem viel Spaß und so würden wir uns sehr darüber freuen, die Gruppe öfter hier im Hause begrüßen zu dürfen!


Quelle: Sotha Gelsenkirchen - Gefangenenzeitung (SothA-News) - mwg