Henning Taube konsumiert seit seinem 16. Lebensjahr verschiedene Drogen und taucht ein in eine Welt von Rausch und psychedelischen Erfahrungen. Er verliert sich in spiritueller Magie und glaubt bald, eine zentrale Rolle im Ganzen zu spielen. Seine Ideen werden immer fantastischer, er beginnt Gedichte zu schreiben und zu glauben, dass die Menschheit auf seine Verse wartet. Die Realität bricht schließlich zusammen. 1989 erlebt er eine erste drogeninduzierte Psychose, in der er sich als Weltherrscher und Retter der Menschheit sieht. Er wird zum König, Erlöser und Jesus.
Es folgten fünfeinhalb Monate Psychiatrie. In den folgenden Jahren durchlebte er sechs weitere schizoaffektive Psychosen. Circa zwei Jahre verbrachte er in verschiedenen Nervenheilanstalten, darunter viele Monate im geschlossenen Bereich. Bis zur Krankheitseinsicht vergehen Jahre.
Henning Taube erlaubt den Zuhörern einen Einblick in die farbigen Welten, die er im Rahmen des Konsums erlebte. Er lässt sie an Erlebnissen teilhaben, die die Drogen Bedürftigen mitunter bieten, und zeigt schonungslos, wie rasant der Wechsel von Höhen und Tiefen verläuft und wohin der Konsum ihn letztendlich führte – faszinierend, schonungslos ehrlich und absolut authentisch.
Viele Zuhörer fanden sich in dem, was Taube las und erzählte, wieder, waren sichtlich berührt. Seine Geschichte spiegelt den Zusammenhang belastender Erlebnisse, nicht erkannter psychischer Erkrankungen und der Affinität zu Drogen.
Selten war es im Rahmen einer Veranstaltung so still und das Interesse der Teilnehmenden so groß. Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer waren jederzeit möglich und ausdrücklich erwünscht. Die Authentizität, die schonungslose Offenheit sorgten für einen Abend, der allen Teilnehmern sicher nachhaltig in Erinnerung bleibt und dem Autor den spür- und sichtbaren Respekt der Zuhörer einbrachte. Phantastisch! Berührend! Und – zumindest indirekt auch ein Appell. Die Frage, ob Henning Taube glaube, dass sein Leben anders verlaufen wäre, wenn jemand vor seinem 16. Lebensjahr festgestellt hätte, dass er psychiatrisch hätte behandelt werden sollen, beantwortet er mit einem klaren „Ja“.
Zum Abschied gab es noch drei Buchexemplare mit Widmung für die anstaltseigene Bücherei.
Die JVA Aachen bedankt sich bei Henning Taube und der Stadt Aachen, die diesen Abend ermöglicht hat.
Quelle (Text&Bilder); Michael Stürmer, Justizvollzugsanstalt Aachen







